*Playstart*

"Mama, jetzt kommt schooooooooooooon.", rief ich und rannte so schnell meine kurzen Beine mich tragen konnten auf den Spielplatz zu.
Ich war gerne mit Mama hier, auch wenn ich mir manchmal wünschte, ich hätte einen Papa, der mit mir hier her gehen konnte.
So wie ich es bei vielen anderen Kindern hier sah.
Aber Mama und ich waren alleine und 'unabhängige Frauen' wie sie das immer nannte, auch wenn ich keinen Schimmer hatte, was genau das bedeutete.
Kaum berührten meine Schuhe den Sand in dem all die Spielgeräte standen, zog ich die Sandalen aus und rannte barfuß weiter zur Rutsche.
Flink huschte ich die Holztreppe hoch und setzte mich oben hin.
"Fängst du mich auf Mama?"
Ich traute mich auch zu rutschten, ohne das Mama unten stand und mich auffing, aber manchmal wollte ich es halt noch so.
Die nackten Füße und die Arme hoch in die Luft streckend und lachend rutschte ich runter und kreischte vor Freude dabei.

Ich lief Hope hinterher, manchmal war es echt anstrengend mit ihr, aber das war wohl mit allen Kindern so. Und ich hatte es mir ja so ausgesucht, trotz meines jungen Alters. Meine Eltern unterstützten mich so gut es ging, aber ich wollte halt doch lieber auf eigenen Beinen stehen und mich möglichst alleine um sie kümmern, auch wenn ich gerne einfach mal nen Abend oder auch nur ein paar Stunden für mich haben wollte. Aber selbst da vermisste ich sie, sie war einfach mein Lebensmittelpunkt.
Als sie ihre Sandalen auszog packte ich diese in meine Tasche, nicht das wir die nachher noch vergaßen oder sie irgendwer einsteckte. "Hope, mach langsam, Schatz." Sie war wirklich sehr aufgedreht, was sie eindeutig von mir hatte, seit ich mich erinnern konnte war ich genauso gewesen.
Ich seufzte kurz auf und ging dann Richtung Rutsche. "Natürlich fang ich dich auf, Schatz." Ich hielt ihr die Arme entgegen und wartete das sie zu mir kam, dann griff ich sie auch sofort und hob sie in die Luft, was doch schon schwierig wurde das sie nicht mehr die leichteste war. "Mamma Mia, du bist so schwer wie ein Sandsack. Also keine Kekse und kein Naschi mehr, Prinzessin. Dann essen wir lieber ne große Portion Obstsalat, was meinst du? Ist doch auch lecker."
Dann ließ ich sie wieder runter und gab ihr einen leichten Klaps auf den Hintern. "Na los, geh spielen, Schatz."

Als ich in Mama's Armen landete, kicherte ich vor mich hin, weil sie mich hochhob.
"Gar nicht."
Gegen eine große Portion Obstsalat hatte ich ja nichts, aber das ich keine Kekse und keine Süßigkeiten mehr kriegen sollte, passte mir gar nicht in den Kram. Dazu war das alles viel zu lecker und außerdem bekam ich ja eh nicht viel davon.
"Ich ess doch schon soooooooooo viel Obst!" beschwerte ich mich deshalb und schmollte, während ich wieder abgesetzt wurde.
Bei dem Klaps auf meinen Hintern fing ich aber schon wieder an zu grinsen und lief ein paar Meter weiter, wo ich mich dann in den Sand setzte und anfing eine Burg zu bauen, was ohne mein Sandspielzeug zwar schwerer, aber nicht unmöglich war.
Natürlich würde diese Burg nicht so schön aussehen wie die Anderen die ich schon gebaut hatte, aber das war mir egal.
Als die Burg fertig war, zeigte ich sie stolz Mama, bis mein Blick auf ein Mädchen fiel, das mit einem Mann bei den Schaukeln war.
"Mama?! Wo ist mein Papa?" fragte ich leise und malte mit meinen Fingern irgendwelche Linien in den Sand.
Es kam nicht oft vor, das ich solche Fragen stellte, aber manchmal wurde ich halt doch etwas traurig, weil ich keinen Papa hatte, der mit mir spielte.

"Und wie du das bist, du wiegst bestimmt schon genau so viel wie ich." Ich grinste sie breit an, das würde natürlich in den nächsten Jahren nicht passieren, aber ich wollte sie einfach ein bisschen ärgern.
Sie würde schon noch was bekommen, aber nicht mehr so viel wie jetzt. Ich wusste auch nicht wie viel ihr meine Mutter heimlich gab, wenn sie mal bei ihr war. Sie hatte mir schon nie widerstehen können wenn ich meinen Blick aufgesetzt hatte und ich wusste das sie den auch schon perfekt beherrschte.
"Aber Obst ist lecker und gesund. Also wenn ich die Wahl hätte zwischen Fleisch und Erdbeeren, ich würde immer Erdbeeren wählen." Aber gut, ich war auch echt süchtig danach, sobald ich die ersten im Supermarkt entdeckte musste ich sie einfach haben.
Ich setzte mich an den Rand als sie anfing eine Burg zu bauen und sah mich um. Die Mütter hier waren alle älter als ich und wahrscheinlich würde man auf den ersten Blick denken das Hope meine kleine Schwester oder ich ihr AuPair-Mädchen war, sobald sie das dann mitbekamen wurde ich von oben herab betrachtet.
Ja, es war vielleicht nicht ideal gelaufen, ich war nicht verheiratet und hatte keinen Kontakt zu dem Vater, er wusste nicht mal etwas davon. Aber ich war glücklich so wie es war, auch wenn ich Single war und so gut wie niemand was mit mir zu tun haben wollte, ich hatte doch den wichtigsten Menschen in meinem Leben schon bei mir.
Ich lächelte sie an als sie fertig war mit ihrer Burg. "Die ist aber hübsch geworden. Moment, ich mach mal ein Foto." Ich griff nach meinem Handy und stoppte dann aber als sie mich nach ihrem Papa fragte.
Ich seufzte und sah zu Boden. "Ich weiß es nicht, Schatz. Ich wünschte ich könnte dir das beantworten, aber ich kann es nicht." Ich setzte mich in den Schneidersitz und klopfte auf meinen Schoß das sie zu mir kam. "Du hättest gerne einen Papa, oder? Vielleicht finde ich irgendwann jemanden der diesen Part übernehmen kann, aber so lange musst du mich ertragen. Ist das okay?"

Ich krabbelte schon auf sie zu, als Mama sich hinsetzte und kletterte dann auf ihren Schoß.
Ich fand es wirklich doof, das mein Papa nicht bei uns war, denn das ich überhaupt einen Papa hatte war klar.
Jeder hatte eine Mama und einen Papa. Nur wusste Mama nicht wo er war.
Als Mama fragte ob ich gerne einen Papa hätte, nickte ich.
Aber wollte ich jemanden der den Part übernahm?
Eigentlich wollte ich lieber meinen richtigen Papa.
"Okay." seufzte ich und dann knurrte mein Magen.
"Ich hab Hunger." sagte ich mit einem kleinen Grinsen und die Gedanken und Fragen von gerade eben waren beinahe schon wieder vergessen.
Ich stand wieder auf und suchte meine Sandalen.
"Meine Schuhe sind weg!" rief ich erschrocken und drehte mich ein paar Mal um mich selbst.
Das waren meine Lieblingssandalen und wenn ich sie nicht wiederfinden würde, müsste ich barfuß nach Hause laufen und würde sie nie wieder anziehen können.

Ich legte meine Arme um sie als sie auf meinem Schoß saß, es tat mir echt leid das alles, aber was sollte ich denn machen? Es war ein Urlaubsflirt gewesen und ich war damals davon ausgegangen ihn nie wieder zu sehen, das ich Hope davon trug ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
"Es tut mir Leid, Prinzessin. Aber ich hab einfach noch nicht den Traumprinz gefunden und dein Papa war es auch nicht." Ich konnte ihr ja nicht sagen das sie so gesehen nur ein Ausrutscher gewesen war. "Aber glaub mir, wenn ich den Einen finde, so wie es dein Opa für deine Oma ist, dann wirst auch du ihn ganz sicher ganz lieb haben." Ich hoffte das ihr das wenigstens gefallen würde.
"Du hast Hunger? Wo soll ich denn jetzt was zu essen her kriegen?" Dann sah ich mich um und entdeckte das eine Café. "Lass mich raten, du hast Hunger auf was Süßes?" Ich kannte doch meine Prinzessin.
Als sie dann aber in Panik geriet wegen ihrer Sandalen fing ich leise an zu lachen. "Oh nein, hat die wer geklaut?" Ich steckte mein Handy wieder zurück in die Tasche und holte ihre Sandalen raus. "Guck mal was ich hier gefunden hab, wie kommen die nur da rein?" Ich sah sie gespielt überrascht an.
"Ziehst du sie alleine an oder soll ich helfen?" Ich reichte sie ihr und ließ sie erst mal selbst versuchen, half ihr aber kurz als sie nicht weiter kam.
"Na gut, dann lass uns mal los gehen. Aaaaaber, sobald wir Richtung Straße kommen gehst du an die Hand, ja? Ich will nicht das dir etwas passiert." Dann ging ich langsam hinter ihr her, nahm ihre Hand und hielt dann mit ihr erst mal an der Straße an.

Sofort musste ich an die ganzen Prinzessinnen aus den Märchen denken, als Mama von einem Traumprinzen redete und fragte mich, wieso es nicht so wie in eben diesen Märchen ablaufen konnte.
Dornröschen, Schneewittchen, Cinderella.. alle hatten ihren Traumprinzen gefunden. Dann fiel mir aber auch wieder ein, das ihnen allen vorher irgendwas schlimmes passiert war und wollte doch nicht mehr das es wirklich so ablief.
"Opa ist Oma's Traumprinz!", stellte ich fest und wünschte mir ganz doll, das Mama ihren auch finden würde. Und das ganz schnell.
Ich sah, das Mama sich umschaute, aber mir war egal, wo sie was zu essen herbekam, hauptsache ich bekam etwas.
"Mir egaaal." jammerte ich, weil es wirklich nicht unbedingt was Süßes sein musste.
Kaum merkte ich, das Mama mich veräppelte wegen meinen Schuhen, stemmte ich die Hände in die Hüften und sah sie böse an. "Mamaaaa." rief ich vorwurfsvoll und griff nach meinen Sandalen, mit denen ich mich wieder hinsetzte und versuchte sie anzuziehen.
Allerdings scheiterte ich am Verschluss und ließ mir dann doch helfen.
Dann lief ich ein Stück vor, blieb dann wieder stehen und wartete bis Mama meine Hand nahm und mit mir zusammen bis zur Straße ging.
"Kommt kein Auto!" sagte ich nachdem ich nach links und rechts geguckt hatte und sah dann zu Mama hoch.

>>> Café Nadery

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